Die Gema hat ein Positionspapier über Urheberrechte und verwaiste Werke veröffentlicht, fefe kommentiert recht passend:
Ich frage mich ja, ob die GEMA tatsächlich glaubt, irgendeinem Künstler geholfen zu haben, indem sie Youtube kaputtgemacht haben.
Als Update zu Futureshock, ein Interview mit Alvin und Heidi Toffler: Surfing The Third Wave. Darin geht es vor allem um die drei Wellen Theorie der Tofflers, die die Ausbreitung von technischen Revolutionen in Wellen postuliert. Die erste Welle war der Ackerbau, der vor zehntausend Jahren in dem fruchtbaren Halbmond begann und sich von dort ausbreitete. Diese Welle hat inzwischen fast jeden erreicht. Die zweite Welle war die industrielle Revolution, die in England begann. Diese Welle hat jeden der nicht subsistenz Farmer ist erreicht. Die dritte Welle ist die Informationstechnologie. Die Wellenfront nennen wir normalerweise Schwellenländer. Diese Welle ändert insbesondere die Rolle der Arbeiter
You’ve said that second-wave entities are predicated on hierarchical structures where the people at the top know everything the people on the bottom need to do, whereas in third-wave structures the person on the bottom is the one who’s dealing with the situation in real time, and so they’re the ones who have to know this stuff.
Das ZDF experimentiert wieder mit dem elektrischem Reporter, oder seinen Nachfolger, vieleicht dem elektronischem Reporter. Die beste Folge bisher finde ich „Uebermorgen.TV“
Manchmal gibt es Prophezeiungen die ziemlich gut treffen, eine davon scheint Alvin und Heidi Tofflers Buch „Futureshock“ zu sein.
Futureshock is a sickness, which comes from too much change in too short time.
Orson Wells, 1972
Die Tofflers prophezeiten eine Welt in der viele Menschen nicht mehr wissen, was die Zukunft oder der morgige Tag bringt. Diese Leute haben Angst, sie verstehen die Zukunft nicht mehr. Deshalb suchen sie sich Sicherheit, in der Religion, in obskuren Kulten oder in dem festen glauben das Märkte funktionieren.
Das Video ist eine Dokumentation über seine Thesen, erzählt von Orson Wells.
In der NYT ist Bericht über den indisch kontrollierten Teil Kaschmirs erschienen, klingt überraschend stark nach den besetzten Gebieten im nahen Osten.
Die Situation dort ist auch deshalb ähnlich wie im nahen Osten, weil dort ebenso mehrere Staaten in einem nicht Krieg gefangen sind, ein Unterschied ist aber das in Kaschmir alle beteiligten Atommächte sind.
Biscuits, Cookies, and Nuclear Bombs
Clinton hat mal die Launchcodes für das amerikanische Nukleararsenal verloren (und Carter hat seine wohl zusammen mit einem Anzug in die Reinigung gegeben).
Horst Köhlers Rücktritt, Margot Käßmanns Alkoholfahrt und Thilo Sarrazins Thesen. Immer schneller erklären Journalisten ein Ereignis zum Skandal. Auf der Jagd nach dem nächsten Hype bleiben die wirklichen Aufreger am Ende folgenlos.
Einen interessanten Artikel hat heute die Zeit veröffentlicht. Der Artikel beschreibt die Sichtweise der Politiker auf die Virulenz von S21 und Sarrazin.
Dieses Problem hatte ich bereits in meinem Vorletzten Post angesprochen. Allerdings ist die Ausdifferenzierung der Gesellschaft nichts, was sich sinnvoll rückgängig machen lässt.
Die Menschen sind zutiefst verunsichert und sehnen sich nach dem Ort, wo sich nichts ändert, nichts verändert wird, wo sie sich auskennen und sich sicher fühlen. Vor allem dort, wo sie wohnen, in ihrer Heimat, wollen sie nicht auch noch Veränderungen und Verunsicherungen hinnehmen müssen. Selbst das, was schlecht ist, soll so bleiben, wie es ist.
Sigmar Gabriel, Ibid.
In einem Wort „Future Shock,“ der Zustand einer Gesellschaft, in der die meisten nicht mehr verstehen wie die Welt sich ändert.
Sehr seichte Buddy- Komödie mit Mark Wahlberg und Will Ferrell, die auch noch technisch schlecht umgesetzt wurde. Die Kamera erinnert häufig an Bluescreen aufnahmen aus den siebziger Jahren. Trotzdem lohnt sich der Film wegen drei Szenen, das Intro und die Schießerei im Boardroom sind absolut großartige Actionsequenzen. Und die Szene in einer Bar, bei der die Handlung stehen bleibt während die Kamera ein nicht temporales Gemälde malt, ist so bisher noch nicht zu sehen gewesen. Für den Rest des Films empfehle ich aber einen tragbaren DVD-Player.
Es ist erstaunlich wie Grundsätzlich um einen Bahnhof gestritten werden kann. Weissgarnix hat sich Gestern die entsprechenden Probleme unter dem Titel „Demokratie à la Stefan Raab“ vorgenommen und fragt sich, wie eine Demokratie, die alle mitnehmen soll, funktionieren kann. Er geht in der Analyse aber nicht weit genug, bedroht ist nicht die Demokratie sondern der territoriale Staat, also die Einheit von Macht und Territorium. Eine sehr deutsche Definition eines solchen territorialen Gebildes hat Dietmar Pieper bei SPON verwendet:
Der Nationalstaat, in dem Staatsvolk, Sprache und Territorium eine geschlossene Einheit bilden, ist historisch gesehen eine junge Erscheinung.
Betrachtet man diese Definition, dann sieht man das der Nationalstaat in allen drei Punkten unter Druck gerät. Zuerst die Frage, was das Staatsvolk ausmacht. Falls das Staatsvolk durch mehr verbunden sein soll als nur durch einen gemeinsamen Pass, dann disintegriert das Staatsvolk. Ein Beispiel ist das Buch des ehemaligen Berliner Senators, die erste Reaktion der veröffentlichten Meinung war unüberlegte Ablehnung. Der Grund ist, dass im Raumschiff Bundestag diese Position einfach nicht satisfaktionsfähig ist. Ebenso ist es dank des Internets möglich sich jeden Tag mit Wirtschaftstheorie zu beschäftigen ohne gute Argumente der österreichischen Schule, also des ökonomischen Mainstreams, zu hören. Dazu reicht es, sich nur auf ein paar Blogs wie Weissgarnix, Paul Krugman und Herdentrieb zu konzentrieren. Das sind Beispiele für Parallelkulturen, die sich noch auf einen Grundkonsens einigen können, zumindest falls Ökonomie nicht zu diesem Konsens gehört.
Der zweite Punkt, die Sprache, scheint dagegen weniger unter Druck zu sein, allerdings ist es in einigen Firmen und in naturwissenschaftlichen Fakultäten durchaus üblich auf Englisch zu kommunizieren. Und es gibt subtilere Effekte, wenn es in Foren um das oben erwähnte Buch ging, fiel mir auf wie großzügig diverse Befürworter mit Ausrufungszeichen umgehen. Mir kamen diese Postings deshalb häufig wie Satire vor, denn wer nimmt schon jemanden Ernst der mehr als ein Ausrufungszeichen pro Text verwendet? Aber ein Check bei Bild.de ergab, dass dort in den Foren diese Interpunktion durchaus üblich ist.
Zuletzt erscheint zumindest das Territorium noch in der Lage den Staat zu definieren, aber die Bedeutung des Territoriums nimmt ab. Vor fünfzig Jahren konnte keine Organisation mit Gewalt einem Staat ihren Willen aufzwingen, es sei denn diese Organisation war selbst ein Staat. Der Grund war, dass man Raum kontrollieren muss um eine Armee aufzubauen. Hätte damals Siemens versucht sich zu bewaffnen, hätten sie nirgendwo Manöver abhalten können. Deshalb hätten sie keine effektive Streitmacht aufbauen können. Auf der anderen Seite sind die Organisationen die eine Cyberwaffe, wie Stuxnet, bauen können heute schon häufig Privat1. In der Zukunft wird dazukommen, dass die Ausbildung zum Drohnenpilot am Computer erfolgt, genauso wie der Einsatz. Deshalb kann ich heute zumindest theoretisch eine Armee aufbauen, ohne dabei hunderte Quadratkilometer Truppenübungsplatz zu pflügen.
Der territoriale Staat ist also in jeder definierenden Eigenschaft in Frage gestellt. Das hat aber nur Konsequenzen, wenn die Möglichkeit und der Wille zur Veränderungen besteht. Dabei sorgt die Ausdifferenzierung des Staatsvolks den Willen zur Veränderung. Zumindest eine der parallelen Kulturen wird sich marginalisiert und ohnmächtig fühlen und deshalb die Veränderung anstreben. Die Möglichkeit diese Veränderung auch durchzusetzen wird durch das verschwinden des Territoriums gegeben. Daher wird es eines Tages eine Gruppe geben, die die Souveränität einer nicht territorialen Organisation durchsetzt, das könnte ein Konzern sein der sich offensive Kapazitäten verschafft. Konzerne besitzen aber Firmenzentralen, die ein Staat bombardieren kann. Interessanter ist deshalb das Szenario, das eine Netzorganisation, Wikileaks zum Beispiel, die eigene Souveränität gegen einen Staat durchsetzt, also einen Cyberkrieg gewinnt. In der Zukunft wird es wahrscheinlich eine Menge souveräne oder quasi-souveräne Entitäten geben, die in einem ewigen Krieg einiger gegen die Anderen gefangen sind, es sei denn es schält sich eine ebenso überlegene Organisationsform wie die heutige Staatlichkeit heraus.
[Update]Aus aktuellem Anlass, mit „die eigene Souveränität durchsetzten“ meine ich nicht das verstecken vor Strafverfolgungsbehörden, sondern die Fähigkeit einen Angriff abzuschrecken.
In einem Anflug von Journalismus hat SPON einen Essay von Dietmar Pieper veröffentlicht, “Wer hat Angst vor Leyla Öztürk?” Er streift dabei einige von mir in letzter Zeit angerissene Themen, insbesondere nimmt er als Einstiegsargument „Islamkritik“ als Zukunftsangst. Eine Gleichsetzung die ich schon am 12. September angedeutet habe.
Danach argumentiert er (frei Interpretiert), dass Nationalstaaten unter Druck stehen, wie ich vor zwei Wochen.1 Allerdings versteckt er sich nach guten Ansätzen unter der intellektuellen Bettdecke, anstatt den Konsequenzen seines Argumentes ins Auge zu sehen.
Der Nationalstaat, in dem Staatsvolk, Sprache und Territorium eine geschlossene Einheit bilden, ist historisch gesehen eine junge Erscheinung.
Er nimmt das naheliegende Beispiel EU als supranationale Organisation, die an Einfluss gewinnen. Die zweite Seite ist leider deutlich weniger lesenswert, weil die Argumente und Lösungen größtenteils Bekannt sind (mehr Bildung). Und er geht dabei vor allem von einem Staatsbild aus, gegen das er auf der ersten Seite argumentiert hat, aber die Tapetenfarbe ist bekanntlich besonders auf der Titanic wichtig.
Die detaillierte Version des Argumentes stand in der ersten Version dieses Postings. Ich habe sie rausgenommen und werde sie morgen als eigenes Update veröffentlichen. Update Ich habe die detaillierte Argumentation veröffentlicht: Das Ende der Staatlichkeit. [↩]