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Archive for the 'Zukunft' Category

Mal wieder Wirtschaftskrise

October 20th, 2011

In Griechenland gibt es heute einen Generalstreik der Teilweise in Gewalt mündete. Die Gründe für diese Gewalt sind aber nicht so sehr spezifisch griechischer Natur, sondern hängen mit ungeeigneten Rettungsmaßnahmen zusammen; die Politik hofft, dass die Krise mit moderaten Mitteln gelöst werden kann. Das das der eigentliche Denkfehler ist, arbeitet heute der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, in der FTD heraus. Ebenso heute hat FTD.de ist ein Interview mit „dem Börsenstar“ Dirk Müller veröffentlicht, der die Krise als Krise des Wirtschaftssystems begreift.

Müller: Die Bürger müssen immer mehr Gas geben, immer mehr Jobs annehmen, kriegen aber immer mehr Leistungen gekürzt – und irgendwann geht es nicht mehr. Dann können die Bürger und damit auch der Staat die Belastungen aus diesem Schuldendienst nicht mehr leisten. Und dann kommt es immer wieder zum gleichen Ergebnis.

Diese Sichtweise wird von diesem Plot gestützt. Das Einkommen der US Haushalte sinkt nicht erst seit der Finanzkrise, sondern bereits seit dem Platzen der Internetblase 2000.

Entwicklung des Realeinkommens der Amerikaner.

Das inflationsbereinigte Einkommen amerikanischer Haushalte. Von 1993 bis 2000 war Bill Clinton Präsident. (Quelle:Off the Charts, via Paul Krugmans sehr lesenswertem Posting)

Und man muss wohl nicht gesondert darauf hinweisen, dass es nicht nur in Europa sondern weltweit Krisen gibt.


Inflation Riots and Protests 2011 auf einer größeren Karte anzeigen (via)

Zum Schluss noch ein paar Links, die vielleicht ein wenig Licht auf die Krise werfen können.1

  • Das Endspiel“ eine halbwegs aktuelle Zusammenfassung der Hintergründe der Eurokrise vom Tagesanzeiger. Im wesentlichen wird der Aspekt der Bankenkrise beleuchtet.
  • Es gibt eine Video Reihe von Chris Martenson, „The Crash Course,“ die mit Vorsicht zu genießen ist, er ist Zinskritiker, aber solange er nicht von Geld redet ist es eine durchaus gelungene Reihe.
  • Der arXiv Blog berichtet über ein Paper, dass den Zusammenhang von Nahrungsmittelpreisen und Ausschreitungen untersucht. Unter anderem mit diesem schönen Graph.

    Entwicklung der Nahrungsmittelpreise und Ausschreitungen.

    Die schwarze Linie ist der FAO Food Price Index, ein Index der globale Nahrungsmittelpreise abbilden soll, die roten Linien sind verschiedene, wie der arabische Frühling. Das Inset zeigt die Entwicklung des Indexes seit 1990.
  • Und zum Schluß etwas Geschichte. „Keynes, Schumpeter and the Great Post-War Mistake“ Sowohl Keynes als auch Schumpeter haben sich nach dem ersten Weltkrieg zu der Nachkriegsordnung Österreichs geäußert. Und im Gegensatz zu dem damaligen Stammtisch waren beide der Meinung, auch ein Österreich in seiner heutigen Form ist lebensfähig. (Nach ungefähr neunzig Jahren kann man ihnen da wohl zustimmen).
  1. Dieses Posting hat mal als ein Cashe-Flush angefangen. []

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IEA: Peakoil war 2006

May 3rd, 2011

Ein Ölfeld ist kein Becken, in dem flüssiges Öl schwappt und das leer gepumpt wird. Sondern in einem Ölfeld gibt es ein Gemisch aus Gestein und Öl aus dem man mit einem einzigen Bohrloch immer nur ein wenig herausbekommt. Dann fließt Öl durch Ritzen und Poren im Gestein nach und man kann wieder ein klein wenig fördern. Je nach dem wie viel drin ist, umso einfacher oder schwerer ist es eine bestimmte Menge am Tag zu fördern. Am Ende des Lebens eines Ölfeldes ist es deshalb immer schwerer das nächste Barrel zu fördern. Peak Oil bezeichnet den Zeitpunkt, an dem die meisten Felder dahinsiechen und man deshalb global nicht mehr so viel Öl fördern kann, wie man es noch gestern konnte. Die Weltweite Fördermenge sinkt und der Preis steigt.

When we look at the oil markets the news is not very bright. We think that the crude oil production has already peaked in 2006.

Dr Fatih Birol, Chief Economist and Head of the Economic Analysis Division der IEA (Video)

Das bedeutet, dass die bekannten Reserven nicht ausreichen werden um den Abstieg der globalen Produktion zu stoppen.

The age of cheap energy is over. The only question now is, will the extra rent from dearer energy go to an ever smaller circle of producers, or will it be directed back into the domestic economies of the consumers, with the added benefits of increased environmental sustainability?

Nobuo Tanaka, Executive Director der IEA

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Krisen dauern – Dauerkrisen

April 27th, 2011

2011 scheint ein Jahr der Krisen zu sein. In der Maghreb gibt es Revolutionen, den Anfang machte Tunesien im Januar. Das führte zu dem Militäreinsätzen in Libyen – durch die NATO – und in Bahrein – durch Saudi Arabien und die Vereinigten arabischen Emirate. Im März gab es das Erdbeben in Japan und die nukleare Krise in Fukushima. Und aktuell sieht es so aus, als könnte mit dem Playstation Network FAIL eine Internetkrise ähnlicher Größenordnung dazukommen.1 Über all dem schwebt natürlich auch noch die Finanzkrise mit ihrem aktuellen Kapitel Staatspleiten.

Bemerkenswert an all diesen Krisen ist ihre Dauer. Bei einem Flugzeugabsturz, oder sogar am 9/11, ist die akute Krise nach ein paar Stunden vorbei, danach wird aufgeräumt. Bei einem spektakulären Prozess verlassen die Reporter nach der Zeugenbefragung den Gerichtssaal, das Urteil ist dann nur noch eine Kurzmeldung. Aber diese Nachrichten begleiten uns nun schon Monate.

  1. 50 M Datensätze sind recht sportlich. []

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Futureshock

November 20th, 2010

Manchmal gibt es Prophezeiungen die ziemlich gut treffen, eine davon scheint Alvin und Heidi Tofflers Buch „Futureshock“ zu sein.

Futureshock is a sickness, which comes from too much change in too short time.

Orson Wells, 1972

Die Tofflers prophezeiten eine Welt in der viele Menschen nicht mehr wissen, was die Zukunft oder der morgige Tag bringt. Diese Leute haben Angst, sie verstehen die Zukunft nicht mehr. Deshalb suchen sie sich Sicherheit, in der Religion, in obskuren Kulten oder in dem festen glauben das Märkte funktionieren.
Das Video ist eine Dokumentation über seine Thesen, erzählt von Orson Wells.

Das Buch gibt es hier (pdf).

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Wie der Levante, aber mit Nukes

November 10th, 2010

In der NYT ist Bericht über den indisch kontrollierten Teil Kaschmirs erschienen, klingt überraschend stark nach den besetzten Gebieten im nahen Osten.
Die Situation dort ist auch deshalb ähnlich wie im nahen Osten, weil dort ebenso mehrere Staaten in einem nicht Krieg gefangen sind, ein Unterschied ist aber das in Kaschmir alle beteiligten Atommächte sind.

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Das Ende der Staatlichkeit

October 24th, 2010

Es ist erstaunlich wie Grundsätzlich um einen Bahnhof gestritten werden kann. Weissgarnix hat sich Gestern die entsprechenden Probleme unter dem Titel „Demokratie à la Stefan Raab“ vorgenommen und fragt sich, wie eine Demokratie, die alle mitnehmen soll, funktionieren kann. Er geht in der Analyse aber nicht weit genug, bedroht ist nicht die Demokratie sondern der territoriale Staat, also die Einheit von Macht und Territorium. Eine sehr deutsche Definition eines solchen territorialen Gebildes hat Dietmar Pieper bei SPON verwendet:

Der Nationalstaat, in dem Staatsvolk, Sprache und Territorium eine geschlossene Einheit bilden, ist historisch gesehen eine junge Erscheinung.

Dietmar Pieper, SPON

Betrachtet man diese Definition, dann sieht man das der Nationalstaat in allen drei Punkten unter Druck gerät. Zuerst die Frage, was das Staatsvolk ausmacht. Falls das Staatsvolk durch mehr verbunden sein soll als nur durch einen gemeinsamen Pass, dann disintegriert das Staatsvolk. Ein Beispiel ist das Buch des ehemaligen Berliner Senators, die erste Reaktion der veröffentlichten Meinung war unüberlegte Ablehnung. Der Grund ist, dass im Raumschiff Bundestag diese Position einfach nicht satisfaktionsfähig ist. Ebenso ist es dank des Internets möglich sich jeden Tag mit Wirtschaftstheorie zu beschäftigen ohne gute Argumente der österreichischen Schule, also des ökonomischen Mainstreams, zu hören. Dazu reicht es, sich nur auf ein paar Blogs wie Weissgarnix, Paul Krugman und Herdentrieb zu konzentrieren. Das sind Beispiele für Parallelkulturen, die sich noch auf einen Grundkonsens einigen können, zumindest falls Ökonomie nicht zu diesem Konsens gehört.

Der zweite Punkt, die Sprache, scheint dagegen weniger unter Druck zu sein, allerdings ist es in einigen Firmen und in naturwissenschaftlichen Fakultäten durchaus üblich auf Englisch zu kommunizieren. Und es gibt subtilere Effekte, wenn es in Foren um das oben erwähnte Buch ging, fiel mir auf wie großzügig diverse Befürworter mit Ausrufungszeichen umgehen. Mir kamen diese Postings deshalb häufig wie Satire vor, denn wer nimmt schon jemanden Ernst der mehr als ein Ausrufungszeichen pro Text verwendet? Aber ein Check bei Bild.de ergab, dass dort in den Foren diese Interpunktion durchaus üblich ist.

Zuletzt erscheint zumindest das Territorium noch in der Lage den Staat zu definieren, aber die Bedeutung des Territoriums nimmt ab.Cockpit einer Drohne Vor fünfzig Jahren konnte keine Organisation mit Gewalt einem Staat ihren Willen aufzwingen, es sei denn diese Organisation war selbst ein Staat. Der Grund war, dass man Raum kontrollieren muss um eine Armee aufzubauen. Hätte damals Siemens versucht sich zu bewaffnen, hätten sie nirgendwo Manöver abhalten können. Deshalb hätten sie keine effektive Streitmacht aufbauen können. Auf der anderen Seite sind die Organisationen die eine Cyberwaffe, wie Stuxnet, bauen können heute schon häufig Privat1. In der Zukunft wird dazukommen, dass die Ausbildung zum Drohnenpilot am Computer erfolgt, genauso wie der Einsatz. Deshalb kann ich heute zumindest theoretisch eine Armee aufbauen, ohne dabei hunderte Quadratkilometer Truppenübungsplatz zu pflügen.

Der territoriale Staat ist also in jeder definierenden Eigenschaft in Frage gestellt. Das hat aber nur Konsequenzen, wenn die Möglichkeit und der Wille zur Veränderungen besteht. Dabei sorgt die Ausdifferenzierung des Staatsvolks den Willen zur Veränderung. Zumindest eine der parallelen Kulturen wird sich marginalisiert und ohnmächtig fühlen und deshalb die Veränderung anstreben. Die Möglichkeit diese Veränderung auch durchzusetzen wird durch das verschwinden des Territoriums gegeben. Daher wird es eines Tages eine Gruppe geben, die die Souveränität einer nicht territorialen Organisation durchsetzt, das könnte ein Konzern sein der sich offensive Kapazitäten verschafft. Konzerne besitzen aber Firmenzentralen, die ein Staat bombardieren kann. Interessanter ist deshalb das Szenario, das eine Netzorganisation, Wikileaks zum Beispiel, die eigene Souveränität gegen einen Staat durchsetzt, also einen Cyberkrieg gewinnt. In der Zukunft wird es wahrscheinlich eine Menge souveräne oder quasi-souveräne Entitäten geben, die in einem ewigen Krieg einiger gegen die Anderen gefangen sind, es sei denn es schält sich eine ebenso überlegene Organisationsform wie die heutige Staatlichkeit heraus.

[Update]Aus aktuellem Anlass, mit „die eigene Souveränität durchsetzten“ meine ich nicht das verstecken vor Strafverfolgungsbehörden, sondern die Fähigkeit einen Angriff abzuschrecken.

Bild:Gizmondo CC-BY-NC

  1. die diversen Computersicherheitsfirmen []

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Schamlose Selbstbeweihräucherung

October 24th, 2010

In einem Anflug von Journalismus hat SPON einen Essay von Dietmar Pieper veröffentlicht, “Wer hat Angst vor Leyla Öztürk?” Er streift dabei einige von mir in letzter Zeit angerissene Themen, insbesondere nimmt er als Einstiegsargument „Islamkritik“ als Zukunftsangst. Eine Gleichsetzung die ich schon am 12. September angedeutet habe.

Danach argumentiert er (frei Interpretiert), dass Nationalstaaten unter Druck stehen, wie ich vor zwei Wochen.1 Allerdings versteckt er sich nach guten Ansätzen unter der intellektuellen Bettdecke, anstatt den Konsequenzen seines Argumentes ins Auge zu sehen.

Der Nationalstaat, in dem Staatsvolk, Sprache und Territorium eine geschlossene Einheit bilden, ist historisch gesehen eine junge Erscheinung.

Dietmar Pieper, SPON

Er nimmt das naheliegende Beispiel EU als supranationale Organisation, die an Einfluss gewinnen. Die zweite Seite ist leider deutlich weniger lesenswert, weil die Argumente und Lösungen größtenteils Bekannt sind (mehr Bildung). Und er geht dabei vor allem von einem Staatsbild aus, gegen das er auf der ersten Seite argumentiert hat, aber die Tapetenfarbe ist bekanntlich besonders auf der Titanic wichtig.

  1. Die detaillierte Version des Argumentes stand in der ersten Version dieses Postings. Ich habe sie rausgenommen und werde sie morgen als eigenes Update veröffentlichen. Update Ich habe die detaillierte Argumentation veröffentlicht: Das Ende der Staatlichkeit. []

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Zwei kurze Gedanken

October 11th, 2010

Eigentlich zwei lange Gedanken, die jedesmal wenn ich in letzter Zeit etwas bloggen wollte das Posting haben anschwellen lassen bis ich keine Zeit mehr hatte:

  • Staaten lösen sich auf. Symptome davon sind S21 und die Resonanz auf Thilo Sarrazins Buch auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite die theoretische Frage, ob im Angesicht von Stuxnet ein souveräner Akteur noch Land braucht.1
  • Kann die Komplexität moderner Gesellschaften noch gemanagt werden? Das hängt etwas abstrakter mit den obigen Punkten zusammen. Wenn sich die Gesellschaft immer mehr ausdifferenziert, wie funktioniert noch Politik. Sind bromierte Flammschutzmittel eine sinnvolle Idee? Kann die politische Meinung von jemandem ernst genommen werden, der strukturierte Wertpapiere nicht versteht?
  1. Souverän im Sinne von realpolitischer Souveränität, das man Interessen durchsetzen kann. []

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Peak Oil Linksammlung

August 31st, 2010

Peak Oil ist der Zeitpunkt, an dem die globale Ölproduktion ein Maximum erreicht. Danach wird die Welt von Ressourcenknappheit geplagt werden.

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Google – Verizon Net

August 11th, 2010

Zwei wirklich gute Analysen von Wired über die Auswirkungen des Google Verizon Deals, einmal für die Perspektiven des kabelgebundenen Netzes:
Here’s The Real Google/Verizon Story: A Tale of Two Internets
Und die Analyse für mobiles Internet:
Why Google Became A Carrier-Humping, Net Neutrality Surrender Monkey
Unglücklicherweise klingt das alles nicht richtig gut…

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