Bereits 1996 wurde in der Zeit die aktuelle Finanzkrise bemerkenswert genau vorhergesagt (und heute bei Weissgarnix ein Update von dem damaligen Autor geschrieben). Kurze Zusammenfassung von einem nicht Ökonom, es wird zuerst schlechter, bevor es besser wird…
Manchmal passt was ich im Internet lese gut zusammen. Heute bin ich zuerst über einen Wired Artikel gestolpert, der das Verhältnis von Google und Facebook beschreibt. Die kurze Version ist, Mark Zuckerberg will anscheinend aus Facebook eine Art Google des Social Graphs machen. Zumindest liest sich der Artikel so, als wolle er den usergenerated Content und vor allem die sozialen Verknüpfungen in Facebook nutzen einerseits Internetsuche und andererseits zielgerichtete Werbung anzubieten.
Was recht Erfolgversprechend klingt – zumindest auf den ersten Blick. Um targeted Advertising vermarkten zu können, muss er die Profile der User auswerten. Dafür müsste er aber das Vertrauen der User in Facebook ausnutzen – er nutzt ja eben die Daten die die User keinem Spammer in die Hand geben würden.
Abgesehen davon ist natürlich der Social Graph , also das automatisierte auswerten der Beziehungen zwischen den Nutzern, etwas von dem diverse Internet Visionäre seit zehn Jahren reden. Und damit bin ich bei dem nächsten Fundstück des Tages „Introducing The Computer of 2010“ eine Zukunftsvorhersage des Forbes Magazins aus dem Jahre 20001. Es ist insofern Visionär, als das man heute exakt den gleichen Artikel, mit genau den gleichen Technologien schreiben könnte (man müsste nur die Jahreszahl auf 2020 ändern ;). Aber eine schöner Überblick über Dinge die, seit zehn Jahren, in zehn Jahren Marktreif sein werden.
Der zweite Aspekt der mir bei der Lektüre des Wired Artikels aufgefallen ist, ist der walled Garden – das damalige Geschäftsmodell von AOL, seine User innerhalb des eigenen Netzes zu halten. Ein Ansatz mit dem schon andere gescheitert sind. Denn der Rest des Internets ist so groß, dass man auf seiner eigenen Seite immer nur das zweitbeste Anbieten kann während ein grade besser passender Dienst nur einen Mausklick entfernt ist. Mit ein wenig freier Assoziation lande ich dann bei dieser großartigen Animation über die Berliner Mauer.
Manchmal finden sich im Internet echte Perlen, die sowohl einsichtsvoll wie auch erstklassig geschrieben sind. Deshalb an dieser Stelle nur der Hinweis auf The 21st century: FAQ von Charles Stross.
Die Zahl der Artikel zum Thema Hamsterkäufe und Überleben nach dem Ende der Zivilisation braucht also etwa 25 Tage um sich zu verdoppeln. In Deutschland gibt es etwa 1024 Printmedien, das bedeutet also in 8 * 25 Tagen = 200 Tagen werden alle Zeitungen voller Katastrophenmeldungen sein. Dann wird das Ende nah sein! Oder anders ausgedrückt, hiermit sage ich die Apokalypse für den 19. September diesen Jahres voraus (plusminus 25 Tage). Sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt.
Ich habe momentan wenig Zeit, aber möchte trotzdem auf ein paar interessante Zukunftsvisionen aus verschiedenen Dekaden hinweisen. Zuerst von heute aus dem New Scientist
Ein Ausblick auf das Laptop von 2015, veröffentlicht im März 2008. Und teilweise überholt 2009.
We’ll look at our notebooks in a different light in 2015 as sequential red, green, blue LED backlighting replaces the cold cathode fluorescent lighting tubes found in today’s LCD screens. This technology will not only offer brighter images, but will also use less power.
Und eine 40 Jahre ältere Vorhersage. Teilweise erstaunlich genau.
Computers also handle travel reservations, relay telephone messages, keep track of birthdays and anniversaries, compute taxes and even figure the monthly bills for electricity, water, telephone and other utilities.
Allerdings enthält es auch die typischen 60er Jahre Visionen, wie Raketen und Unterwasserurlaub.
Man sieht auch damals gab es schon teilweise richtige Vorhersagen:
Die Fabriken beschäftigen nur noch wenige Arbeiter. Roboter und Automaten ersetzen die menschliche Arbeitskraft. Die Menschen aber verwenden einen großen Teil ihrer freien Zeit darauf, an Fortbildungskursen teilzunehmen.
In der neuerdings nicht mehr lachsfarbenen sondern tiefroten FTD1 findet sich heute eine Zusammenfassung von Schumpeters Werk “Kapitalismus, Sozialismus, Demokratie.” Und vieles von dem was ich in dieser acht Seitigen, aber trotzdem zu kurzen, Zusammenfassung gelesen habe kommt mir komisch bekannt vor.
Schumpeters These: Der Kapitalismus wird durch eine Art Sozialismus abgelöst werden, aber nicht durch eine sozialistische Revolution, wie dies Marx behauptet hat.
Der Kapitalismus hat breiten Schichten Wohlstand gebracht; Verelendung der Arbeiter kann also nicht das Motiv für den Übergang zum Sozialismus sein.
Der Kapitalismus wird vielmehr an seinen eigenen Erfolgen und Leistungen zugrunde gehen.
Die permanente Selbsterfindung des Kapitalismus, die “schöpferische Zerstörung”, ist seine Kraftquelle.
Auswahl der “Take-aways”
Mir kommt dies merkwürdig bekannt vor, denn ich glaube in gewisser Weise an das Gegenteil. Ich denke, der Kapitalismus wird sich selbst (schöpferisch) zerstören, also weiterentwickeln. Und ich glaube an das Gegenteil, denn der Kapitalismus wird nicht durch den Staatssozialismus abgelöst werden, sondern umgekehrt – der Staat wird durch eine Weiterentwicklung heutiger Konzerne abgelöst werden. Damit diese für staatliche Aufgaben legitimiert sind, müssen sie legitimiert werden und es entsteht eine Gesellschaftsform wie sie in Neal Stephensons „Diamond Age“ beschrieben wird. Dort leben die Menschen in sogenannten „Phylen,“ die auf ihrem jeweiligen Territorium die Aufgaben heutiger Staaten übernehmen. Der unterschied ist aber, dieses Territorium muss nicht Zusammenhängend sein, sondern können aus einem Häuserblock in einer Stadt und einem größeren Teil einer anderen Stadt bestehen. Falls solche Phylen demokratisch legitimiert werden (also freie und gleiche Wahlen abhalten) ist man relativ nah an der „Vergesellschaftung der Produktionsmittel.“
Aber ich schweife ab…
Ich glaube der Grund dafür ist: Politische Parteien, und der nur mäßig interessierte Bürger, kennen nur Keynes oder Smith, während die FTD Redakteure sich in der Wirtschaftstheorie auskennen und deshalb wissen, dass dies zwei Seiten der selben Medaille sind. [↩]
Eine 45 minütige Doku über Möglichkeiten der technischen Entwicklung (5 Teile auf youtube). Es ist einfach unglaublich was heute schon als Prototypen oder Designstudien existiert. Meine Lieblingsbeispiele aus dem Film sind das formverändernde Auto und der Roboter, der mit Nervenzellen gesteuert wird.
Momentan lese ich Neal Stephensons neues Buch Anathem. Und vielleicht schreibe ich mal ein Review, aber um kurz etwas über die Qualität zu sagen, seit Freitag habe ich 450 Seiten gelesen (und bin restlos begeistert). Insofern werde ich wohl nicht so sonderlich viel in den nächsten Tagen posten.
Allerdings sind in der letzten Woche einige Dinge passiert die ich eben Kommentieren wollte:
Zuersteinmal ist die c’t vor 25 Jahren zum ersten mal erschienen. Daher von hier aus herzliche Glückwünsche an das einzige deutschsprachige Magazin, für die es sich lohnt Bäume zu fällen.1
Und heute hat die Zeit einen Artikel über das Klonen von Mäusen veröffentlicht. Weil das langweilig klingt, haben sie etwas über Mammuts geschrieben… Aber ich hoffe, dass demnächst – wenn schon nicht Jurassic Park – zumindest der Eiszeitpark eröffnet.
Und wie ich gerade sehe, das CNN Wahlstudio ist einfach cooler als das des ZDFs.